Zu Gast in Tante Emmas Welt

Sammler eröffnet einen Museumsladen für historische Reklame

HELLENHAHN-SCHELLENBERG. Wer sich für alte Reklame und authentische Tante-Emma-Laden-Atmosphäre begeistert, sollte sich den 3. September notieren: Dann eröffnet der Wallmeroder Sammler Wolfgang Burkhardt seinen "Museumsladen für historische Reklame" in Hellenhahn-Schellenberg. Monatelang hat Wolfgang Burkhardt Tausende kleiner und großer Objekte gesichtet und sortiert, alte Verkaufstresen, Schränke und Vitrinen organisiert und restauriert, bis alles an seinem Platz stand. Am Samstag, 3. September, 11 Uhr, geht nun sein seit Jahren gehegter Traum in Erfüllung: "Tante-Emmas-Welt", ein Museumsladen für historische Reklame und Kolonialwarenladen-Interieur, öffnet in der Hauptstraße 25 in Hellenhahn-Schellenberg (B255) bei Rennerod erstmals seine Pforte. Wer die Tür des gut 50 Quadratmeter großen Museumsladens von innen schließt, taucht unvermittelt ein in eine andere Welt. In eine Zeit, in der viele Grundnahrungsmittel noch lose angeboten, abgewogen und in Papier eingerollt oder eingetütet wurden, wo sich Gurkenglas, Konfektbehälter und Schuhcreme-Verkaufsständer dicht gedrängt den knappen Platz auf der hölzernen Theke teilen mussten. Ein typischer Tante-Emma-Laden eben, wie es ihn früher in jedem Dorf und in jedem Stadtteil gegeben hat. Solche Läden, an die sich die ältere Generation noch gut erinnern kann, waren Verkaufsraum und Kommunikationszentrum zugleich. Neben dem Grundsortiment, dessen Schwerpunkt bei Lebensmitteln lag, boten sie ein breites Spektrum weiterer Artikel des täglichen Bedarfs; das konnten, je nach Ladengröße und "Einzugsgebiet", wie man heute sagen würde, Drogerie- und Fotoartikel sein, aber auch Rauch- u. Kautabakwaren, Farben und Lacke, Schreibwaren, Werkzeug und Nähgarn sowie Waschpulver und Limonade. Wolfgang Burkhardt hat dieser unglaublichen Produktvielfalt auf kleinstem Raum bei der Gestaltung seines Museumsladens Rechnung getragen und ihn übersichtlich in mehrere Sektionen gegliedert. So ist man mit zwei, drei Schritten vom Fünfziger-/Sechziger-Jahre-Bereich gleich in der "Sektion 1900 bis 1940", geht weiter zur Käse- und Milchtheke aus den Fünfzigern oder in den Bereich Apotheke/Drogerie/Foto. Eine Ecke ist dem Anfang des 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Genussmittel Kautabak gewidmet und zeigt Werbeschilder, Blechdosen und Kautabaktöpfe, wie sie damals in etlichen Westerwälder Betrieben hergestellt wurden. Ungezählte Blechdosen und Schachteln, Reklameschilder überall an den Wänden und Deckenbalken, dazu Werbeascher, Senftöpfe, historische Verkaufsdisplays und zeitgenössische Ladentheken, schließlich auch noch eine vor dem Sperrmüll gerettete "Schoko-Bar" aus einem alten Kino: Wie kommt man nur an all diese nostalgischen Zeugnisse einer zeitgeschichtlich endgültig abgeschlossenen Epoche? Indem man jedes Wochenende früh auf den Beinen ist, Flohmärkte in der näheren und weiteren Umgebung abgrast, Kontakte zu anderen Sammlern knüpft und pflegt - und allzeit die Augen offen hält. Für Wolfgang Burkhardt ein ganz normales Leben; der 44-jährige ist schon über 15 Jahre als "Jäger der verloren geglaubten Schätze" unterwegs und beinahe ebensolange von einem Traum beseelt, irgendwann seinen eigenen Tante-Emma-Laden zu haben. Diesen Traum hat er sich nun erfüllt, ab 3. September können Besucher daran teilhaben. Und wie es sich für einen echten Laden gehört, kann man die Objekte in diesem speziellen Museum auch kaufen. Herr Burkhardt verkauft, tauscht, kauft an, und bietet interessante Stücke aus seinem Fundus auch leihweise als Requisiten für Filmkulissen und Veranstaltungen an.                                               -hön-